„Manche Forscher gehen davon aus, dass er (der Vergleich) im Grunde dieselben Probleme bewältigen muss, die sich auch herkömmlicher empirischer Sozialforschung innerhalb eines Landes stellen, höchstens in einem etwas größeren Ausmaß. Die meisten sehen hingegen Probleme wie die Übersetzung (…), die internationale Input- bzw. Outputharmonisierung von Variablen (…) oder länderspezifische Erhebungsverfahren und Antwortmuster (…) als Spezifika.“ (Hölscher, 2015)
Herausforderungen international vergleichender Sozialforschung
Plant man als Forscher*in in den Sozialwissenschaften ein internationales Vergleichsprojekt oder auch eine international vergleichende Qualifikationsarbeit, steht man vor konzeptionellen und methodologischen Wahlentscheidungen sowie methodischen und praktischen Fragen, die non-komparative Projekte nicht betreffen.
Zwar unterscheidet sich die Forschungslogik komparativer Projekte nicht grundlegend von non-komparativen Projekten, aber die Gütekriterien der Forschung sind schwieriger zu erreichen und methodologische Probleme stellen sich in einer besonders komplexen Weise. So ist die Sicherung von Validität, Reliabilität und Plausibilität sowie deren entsprechende Übersetzungen für die qualitative Forschung (Neutralität, kontrollierte Subjektivität, intersubjektive Nachvollziehbarkeit, prozessuale und Inter-Coder-Reliabilität sowie interne und externe Validität) bei international vergleichender Forschung in jedem Schritt des empirischen Forschungsprozesses eng verknüpft mit der Reflexion von Äquivalenzfragen (Äquivalenz des Forschungsdesigns sowie konzeptionelle, operationale und interpretative Äquivalenz).
Zugleich sind internationale Vergleichsstudien in den Sozialwissenschaften häufig in international kollaborierenden, multi- oder interdisziplinären und multi-methodischen Projekten organisiert. Solche Projekte müssen oft unterschiedliche disziplinäre Kompetenzen und Ansätze integrieren, und Differenzen (von Material, Daten sowie Kolleg*innen) und differente Forschungstraditionen berücksichtigen, ohne sich nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren. Diese soziale Komplexität bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich und stellt im Unterschied zur international vergleichenden Einzelforschung besondere Anforderungen an das Forschungsmanagement und die Reflexion von Kollaborationsaspekten.
International comparative studies are simultaneously “exciting but difficult” and “creative but problematic” (Livingstone, 2003).
Der international vergleichende Forschungsprozess als komplexes Untersuchungsdesign
Zählt man die genannten Herausforderungen zusammen, formt sich entlang der Schritte eines idealtypischen Forschungsprozesses ein komplexes Untersuchungsdesign für international vergleichende Analysen (Abbildung 1), das für jeden Prozessschritt Besonderheiten aufweist, und zudem in kollaborativen Projekten in allen Schritten entscheidend durch die besondere soziale Komplexität beeinflusst wird.
In unserem Forschungsprojekt widmen wir uns in verschiedenen Teilprojekten Problemen, offenen Fragen sowie Lösungswegen, die sich entlang dieses Forschungsprozesses bewegen.